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Johann Gottlieb Graun: Trio G-Dur ...

Die Brüder Graun haben Hochkonjunktur.

Immer mehr CD-Einspielungen und Notenausgaben belegen das wachsende Interesse an dem umfangreichen OEvre der beiden, wobei man in sehr vielen Fällen nicht weiß, von welchem der Brüder die Stücke nun eigentlich sind, das sie in der Quelle meist nur mit "di Graun" bezeichnet sind.

Man darf vermuten, dass der größte Teil der Sinfonien, Concerti und Kammermusik von Johann Gottlieb Graun stammt, da sich sein Bruder bekanntlich mehr zum Musiktheater und überhaupt zur Vokalmusik hingezogen fühlte.

Der Reiz, sich verstärkt mit Graun zu befassen, liegt sicher in der Erkenntnis, dass hier noch ein umfangreiches Repertoire schlummert, das in vielen Aspekten dem Telemanns nicht unähnlich ist (allein ca. 150 Concerti für die verschiedensten Instrumente, s. die Dissertation von Monika Willer).

Außerdem waren die Grauns keine "Kleinmeister" sondern wie Telemann überaus gewandte und mit allen handwerklichen Wassern gewaschene Komponisten in der vordersten Front ihrer Epoche.

Die Edition Güntersberg, ein noch junger Verlag hat sich vor allem auf Lücken des barocken und galanten Kammermusikrepertoires geworfen. Von J. G. Graun gibt es dort u. a. auch eine sehr empfehlenswerte Neuausgabe des wirklich bedeutenden Doppelkonzerts für Violine und Viola bzw. Viola da gamba in c-Moll.

Das vorliegende Trio ist ein typisches Beispiel des galanten Tonfalls. "Gelehrte" Aspekte sind jedenfalls nicht zu entdecken. Keine sensationelle Entdeckung, aber auch nicht zu "dünn".

Diese Erstausgabe läßt editorisch keine Wünsche offen und sei entsprechenden Ensembles uneingeschränkt empfohlen!

Michael Schneider,
TIBIA, Heft 2/2007