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Christoph Schaffrath: Trio h-Moll ...

Seit 1998 beschäftigt sich die Edition Güntersberg mit praxisnahen Ausgaben nicht mehr zugänglicher oder bisher unveröffentlichter Kompositionen für Viola da Gamba. Seit ein paar Jahren hat sich das Intsrumentarium erweitert: gerade sind zwei weitere Sonaten für Traversflöte und B. c. von Christoph Schaffrath erschienen, außerdem sind Kompositionen von Graun und Telemann im Verlagsprogramm vertreten. An der Erstellung der Triosonate in h-Moll haben fünf Mitarbeiter mitgewirkt, eine Anzahl, die für einen kleinen Verlag beachtlich erscheint, aber für den Enthusiasmus der Beteiligten spricht, Alte Musik neu zu entdecken und sorgfältig herauszugeben.

Christoph Schaffrath (1709-1763) war ein deutscher Cembalist, Komponist und Pädagoge, der seit 1734 im Dienste Friedrichs des Großen stand. Mit dem Kronprinzen zog er von Ruppin nach Rheinsberg und nach dessen Thronbesteigung nach Berlin, um dort die Stellung des Cembalisten der Hofkapelle einzunehmen. Seit 1741 wurde er allerdings in den Aufzeichnungen nur noch als Hofmusiker von Friedrichs Schwester Anna Amalia geführt, eine Anstellung, auf die immer wieder in den Titelblättern seiner Kompositionen hingewiesen wird.

Schaffrath komponierte ausschließlich Instrumentalmusik, wobei sein Hauptinteresse verständlicherweise dem Cembalorepertoire galt. Von den sechs in Leipzig erschienenen Trios ist nur noch dieses erhalten geblieben, was zu beklagen ist, denn diese gefällige und stimmungsvolle Musik erhebt sich über das Mittelmaß anderer Zeitgenossen.

Im Vorwort wird nicht verschwiegen, dass die Autorschaft von Schaffrath angezweifelt wird. Der Breitkopfkatalog II von 1672 weist diese Abschrift aus der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern als Komposition von Johann Gottlieb Graun aus. Doch beruft sich Edition Güntersberg bei ihrer Entscheidung, dieses Werk Schaffrath zuzuschreiben, auf neuere Forschungsergebnisse von Christoph Henzel und Tobias Schwinger.

Das Verhältnis der beiden Oberstimmen ist ausgewogen, obwohl sich die Stimmen im Anfang der schnellen Sätze abwechseln und sich so stellenweise kein Gefühl von Dreistimmigkeit einstellt. Die galanten Themen der Sätze Adagio-Allegro-Vivace sind einprägsam und abwechslungsreich.

In der Ära zwischen Barock und Klassik schuf Schaffrath Stücke mit kurzen Phrasen und einer einfachen, durchsichtigen harmonischen Struktur. Diese angenehme Musik bietet weniger Emotion und Empfindsamkeit als die von Carl Philipp Emanuel Bach, aber man soll ja auch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Meinen Mitspielern und mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, diese Stücke zu probieren.

Inés Zimmermann,
TIBIA Heft 2/2007