G078, G079, G501

Carl Friedrich Abel: Six Easy Sonattas für Traversflöte und Basso Continuo, Band I, II und Faksimile ...

Carl Friedrich Abel wußte den Zeitgeschmack seines Londonder Publikums genau zu treffen, er schrieb nicht zu schwer, melodisch und harmonisch eingängig, man schätzte an seiner Musik Natürlichkeit, Schönheit, Gesanglichkeit und echtes Fühlen. Das gilt auch für diese kleinen Sonaten, deren musikalischer Reiz sich unmittelbar erschließt. Als "Einstiegsstücke" in den frühklassischen Stil üben sie Phrasierung, Artikulation, Atmung etc. auf ausgesprochen kurzweilige Weise. Außerdem sind sie vielseitig verwendbar als Klavier-Sonatinen, als Solos für ein Melodie-Instrument mit B. c., wobei Gambe, Violine und auch Flöte genannt werden, und auch als Duette für zwei Melodie-Instrumente.

Damit verfolgen sie eine ähnliche Absicht wie Telemanns Kleine Kammermusik, mit der Spieler von Violine, Traversflöte, Oboe und Tasteninstrumenten angesprochen werden. Telemann beschreibt seine Musik als "nach einer leichten und singenden Art, also dass sich so wohl ein Anfänger darinnen üben als auch ein Virtuose darmit hören lassen kann ...". Auch Abels Musik ist "leicht und singend" und macht auf jeder Fähigkeitsstufe Sinn: für Anfänger ist sie geeignet, da sie nicht übel nimmt und Fortgeschrittene können durch Verzierungen leicht mehr daraus machen.

Man kannte die Stücke bisher in einer zweibändigen Ausgabe (Hortus Musicus 39 und 40 in den Originaltonarten der Quelle) für Diskantgame oder Violine, die Flöte musste sich die Violinstimme erst vom Umfang her passend machen. In der jetzigen Neuausgabe nach derselben Quelle (Hummel Amsterdam) wurden die Sonaten deshalb in angenehmer liegende Tonarten transponiert, die Transposition ist bei jeder Sonate angegeben und als wesentliches Element der Neuausgabe anzusehen, wenn es vielleicht auch etwas zu viel C-Dur geworden ist.

Die Generalbass-Aussetzung ist dem Charakter der Musik entsprechend zierlich, die gelegentlich eingestreuten Auszierungen in der rechten Hand sind hübsch und regen zu eigenen Versuchen an. Kleine Versehen (Quintparalellen in Nr. VI, 3. Satz) oder Fallen des Computersatzes (Nr. V, 1. Satz: schlechte Zeileneinpassung in der Flötenstimme) fallen gegenüber dem Wert der Ausgabe nicht ins Gewicht. Sie ist hervorragend ausgestattet mit Partitur und zwei Stimmheften, so dass die Spieler "im Bilde" sind. Dazu ist, und das ist nicht alltäglich, das Faksimile der Quelle erhältlich, aus dem man problemlos spielen kann. Man kann sich also über diese Ausgabe der Edition Güntersberg uneingeschränkt freuen.

Ursula Pesek,
TIBIA Heft 2/2007