G058

Thomas Fritzsch, Viola da gamba Mitteilungen Nr. 58 (06.2005):

Mit dem Trio F-Dur (Wendt 119) für Viola da gamba, obligates Cembalo und Basso continuo lässt Güntersberg dem schon in Nr. 56 besprochenen Trio C-Dur (Wendt 87, G042) eine gleich besetzte weitere Neuausgabe folgen. Die sinnvolle Partituraufteilung wurde beibehalten, und zu den sich daraus ergebenden Besetzungsmöglichkeiten möchte ich Sie auf die vorausgegangene Rezension verweisen. Partitur und drei Stimmenhefte berücksichtigen alles, was für ein erfreuliches Musizieren an Voraussetzungen nötig ist. Meine Basso-Stimme entbehrt noch der Bezifferung, aber da Güntersberg auf meine gleichlautende Anregung für die Erlebach-Triosonaten so rasch reagiert hat, wurde dies für ein neueres Exemplar vielleicht schon nachgeholt oder für "Altkunden" ins Netz gestellt. [Anmerkung Edition Güntersberg: G058C]

Erneuern möchte ich meine bereits in der Besprechung der Sonaten von Buxtehude und Becker geäußerte Zweifel am Nutzen des Schlüsselersatzes in der Partitur (Altschlüssel der Gambenstimme wird in der Partitur in oktavierten Violinschlüssel umgeschrieben). Wer diese schöne, aber eben auch technisch anspruchsvolle Musik ausführen kann, wird solcher Hilfsmittel nicht bedürfen und die vermeintliche Hilfe vielleicht sogar als Behinderung empfinden. Welcher Gambist schmunzelt nicht, wenn er im Vorwort der Bärenreiter-Ausgabe 6462 (1974) von Buxtehudes Kantate "Jubilate Domino" liest: "Was die Schlüsselfrage anbetrifft, so hat sich der Herausgeber bei der Drucklegung der Gambenstimme für den Cello-(Tenor)schlüssel entschieden. Solange noch die Mehrzahl aller Gambisten auf der Praxis des Violoncellospieles aufbaut, muss dieser Weg eingeschlagen werden." Wirklich? Nur 31 Jahre später ist es für Gambisten eher eine Aufgabe geworden, das Spiel nach dem Tenorschlüssel wieder zu üben. Lassen Sie uns also in etwas größeren Zeitabschnitten denken, und die Güntersberg-Editionen sind so sorgfältig erstellt, dass sie zwar nicht für die Ewigkeit, aber gewiss für ein langes Gambenleben gemacht sind. Und ein solches braucht es gelegentlich auch, um den Graunschen Terzenketten noch mit Genuss einen Triller als Krone aufzusetzen. Die Musik aber lohnt die Mühe!