G048 und G049

Thomas Fritzsch, Viola da gamba Mitteilungen Nr. 53 (03.2004):

Die vorgelegten beiden Sonaten bestätigen ohne Zweifel das Lob, welches Zeitgenossen den kompositorischen Fähigkeiten Schaffraths spendeten, und der Finalsatz der A-Dur-Sonate spricht gleichermaßen für das Können des Cembalisten Schaffrath. Die reizvolle A-Dur-Sonate war schon in einer Breitkopf-Edition von 1942 bekannt und liegt uns erfreulicherweise nun in glaubwürdigem Text der Edition Güntersberg vor. Noch verdienstvoller ist die Erstveröffentlichung der ebenfalls dreisätzigen B-Dur-Sonate durch selbigen Verlag. Zusammen mit der G-Dur-Sonate (1978 von Hannerlore Müller herausgegeben) vervollständigt sich nunmehr Schaffraths Anteil am Œuvre der Berliner Schule für die solistisch eingesetzte Bass-Viola da gamba.

Die beiden Sonaten von mittlerem Schwierigkeitsgrad setzen die hohe und mittlere Lage der Viola da gamba ein (tiefster Ton H). Die B-Dur-Sonate verzichtet vollständig auf Doppelgriffe und Akkorde, in der A-Dur-Sonate dagegen finden sich die seinerzeit beliebten Doppelgriffketten in Terzen wieder. Wer allerdings die Terz- und Sextenleitern Graunscher Gambenkompositionen gemeistert hat, wird den eher sparsamen Einsatz dieses Stilmittels durch Schaffrath erleichtert feststellen.

Beide Editionen beruhen auf autographen Quellen. Es ist auffällig, dass die B-Dur-Sonate zahlreiche Bindebogen aufweist, die A-Dur-Sonate diese dagegen nur spärlich und gewiss unvollständig überliefert. Dass die Herausgeber Leonore und Günter von Zadow auf deren Ergänzung und damit verbundene subjektive Entscheidungen verzichtet haben, ist ein kluger Entschluss und zwingt uns Spieler zu Artikulationsvergleichen und eigenen Entscheidungen. Einige wenige Fingersätze im Gambenpart der B-Dur-Sonate, die mutmaßlich von Ludwig Christian Hesse hinzugefügt wurden, sind buchstäblich interessante Fingerzeige.

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